Heithöker Schützenverein von 1821 e.V.
 
 

Chronik


Von 1821 – Heithöker Schützenverein 200 Jahre jung

Wie bei vielen Gemeinden im Münsterland haben sich im Mittelalter, neben den Bürgerschützengesellschaften auch Junggesellenschützenvereine gebildet. So trennten sich auch in Neuenkirchen im Jahr 1821 die Gesellen aus dem Wigbold und Bauernsöhne der Dorfbauerschaft von den Bürgerschützen. Auf dieses Ereignis weist eine Urkunde vom 13.1.1830 aus dem Staatsarchiv Münster hin. Der Wigbold war eine Ringförmige Bebauung im heutigen Bereich Kirmesplatz-Gartenstiege-Pastorat-Bücherei-Josefstraße.
In den ersten Jahren teilten sich die Junggesellen und die Dorfbauern die Ketten. Das lag einerseits an der Sparsamkeit der „Obrigkeit“, andererseits an den guten Kontakten. Wigbold und Dorfbauerschaft waren benachbart; die Dorfbauern waren die Bauern des Dorfes und hatten also nichts mit der heutigen Dorfbauerschaft zu tun. Es wurde zu Beginn wohl nicht jedes Jahr ein Schützenfest gefeiert. Leider ist von den ersten Jahren nichts weiter bekannt.

 

Historische Vereinsfahne




Alte Vereinsfahne




Aktuelle Vereinsfahne





Die nächsten Berichte beginnen nach dem Ersten Weltkrieg, während des Krieges ruhte das gesamte Vereinsleben, denn die wehrfähigen Männer waren zu Kriegsdiensten oder Arbeitseinsätzen an die Front einberufen. Nach dem I. Weltkrieg kehrte langsam der Lebensmut zurück, und man traf sich wieder im Vereinslokal Emil Jörling. Im Frühjahr 1919 war man sich sofort einig, wieder auf „Peter und Paul“, dem 29. Juni, ein Schützenfest zu feiern. Ein neuer Vorstand stand schnell fest, 1. Vorsitzender wurde Josef Gottke, August Rohling wurde Schriftführer, Gerd Reckels übernahm die Kasse, mit Wilhelm Benning und Paul Müller als Beisitzer fassten sie bereits das Jubelfest zum 100-jährigen Bestehen ins Auge. Es schlossen sich 1919 bereits wieder 75 Mitglieder dem Verein an. Das Schützenfest wurde in gewohnter Weise gefeiert, wobei Karl Gröneweg den Vogel abschoss und erstmalig die von Wilhelm Benning gestiftete Königskette trug. Diese Kette wird auch heute noch gezeigt, sie wird von den Jubelmajestäten getragen.
Dann war es so weit: Das Jubelfest zum 100-jährigen Bestehen wurde vom 11.6 bis 13.06.1921 gefeiert. Unter dem Kommando vom Oberst Wilhelm Heckmann wurden am Sonntag die 15 Gastvereine begrüßt. Am Montagmorgen war das Hochamt mit Fahnenweihe und im Anschluss ging es zur Schützenstange am Mühlenfeld. Das Jubelpaar wurde dann Heinrich Kelle und Ehefrau Elisabeth geb. Woltering. Für den Jubelkönig Heinrich Kelle war dieser Tag von besonderer Bedeutung, denn vor 50 Jahren war seine Mutter, Frau Anna Kelle, geb. Betels, Jubelkönigin. Erstmalig stand dem Schützenverein zu diesem Jubelfest ein eigener Spielmannszug mit eigenen Leuten zu Verfügung.


In den nächsten Jahren wurden noch einige Schützenfeste gefeiert. Im Jahr 1935 musste der Schützenverein mit seiner Vogelstange vom Mühlenfeld zur Holtgrävschen Wiese umziehen. Das wurde notwendig, da auf dem Mühlenfeld der Neubau eines Schulgebäudes anstand. Im Jahr 1936 gab es dann für die nächsten zwölf Jahre das letzte Königspaar: Clemens Völker mit Königin Clementine Griestop. Ab 1935 begann das vorläufige Ende der Schützenvereine. Es wurde klar gemacht, dass die Schützenvereine nicht die Aufgabe hätten, Schützenfeste und andere Feiern zu veranstalten, sondern als deutscher Schützenverband zum Wohle für Volk und Vaterland einzutreten. Im April 1937 lief dann die Maßnahme zur „Gleichschaltung“ des Bürger- und Heithöker Schützenvereins, Bürgermeister Siesmann war der Auffassung, dass es nicht anginge, dass im Ortskern zwei Schützenvereine existierten. Begeistert war keiner, man hielt sich zurückhaltend, denn von der überwiegenden Mehrheit wurde die Entscheidung nicht mitgetragen. Als dann der Zweite Weltkrieg ausbrach, war dann an Schützenvereinen nicht mehr zu denken, die meisten der Schützenbrüder mussten an die Front.


1948 waren die tiefen Wunden des Krieges noch nicht verheilt, aber man fasste wieder Mut. Im April wurden ehemalige Heithöker zu einer Versammlung in das Vereinslokal Jörling eingeladen. Ca. 35 Heithöker, die den Krieg und die Gefangenschaft überstanden hatte, waren sich einig: Der Heithöker Schützenverein muss weitergeführt werden. Glücklicherweise hatte „Oma Jörling“ die Kostbarkeiten des Schützenvereins in ihrem Bett versteckt und nun bildeten die Vereinsfahne und die Königskette wieder den Grundstock des Vereins. Der erste Nachkriegsvorstand setzte sich wie folgt zusammen: 1. Vorsitzender Josef Beermann, 2. Vorsitzender Clemens Wiggers, Schriftführer – Robert Kerkering, Kassierer Karl Menzel und als Beisitzer Rudolf Jörling, Carl Lünnemann, Franz Veltmann. Die Männer des Spielmannszuges kamen ebenfalls wieder zusammen und übten, um das Schützenfest wieder musikalisch begleiten zu können. Das erste Schützenfest der Nachkriegszeit wurde am 20. und 21.6.1948 gefeiert, also am Tag der Währungsreform. Das hatte zur Folge, dass am 20.6 noch mit Reichsmark bezahlt wurde und es am nächsten Tag mit der neuen Deutschen Mark weiterging.


In der Nachkriegszeit ging es schnell mit dem Schützenverein aufwärts, die Mitgliederzahl im Verein und im Spielmannszug wuchs stark. Es entstanden dann die Königsbunde „Sandhoek“ und „Kämpe“. Nachdem Alfons Schwerdt 1953 Heithöker Schützenkönig geworden war, wurde er dabei von einigen Freunden finanziell unterstützt. Diese hatten untereinander Geld gesammelt, so dass er mit seinen 21 Jahren das Fest bezahlen konnte. Das war der Anlass einen Königsbund zu gründen, dem alle Schützenbrüder aus dem“ Sandhoek“ sich anschließen konnten. Fünf Jahre später, nachdem Engelbert Schleiner König geworden war, setzten sich dann auch einige Schützenbrüder aus der „Kämpe“ zusammen und gründeten den gleichnamigen Königsbund „Kämpe“.


In den nächsten Jahren unternahm der Schützenverein viele verschiedensten Aktivitäten, hier ein paar Beispiele. Im Mai 1958 führte der Schützenverein einen Familienausflug durch. Dazu zog der Verein zu Fuß mit dem Spielmannszug über den Berg zur „Antekoje“. 1960 veranstaltete man im Dezember eine Adventsfeier, die von dem Mandolinenorchester musikalisch untermalt wurde und bei der Nikolaus an jedes Kind eine Tüte verteilte.
Am 21. Januar 1961 wurde durch den geschäftsführenden Vorstand des Schützenvereins die Gründung der Schießgruppe genehmigt. Somit trafen sich die Vereinsmitglieder am 5.2.1961 bei Jörling zur Gründungsversammlung der Schießgruppe. Im Sommer des gleichen Jahres feierte der Schützenverein das 140-jährige Bestehen, dabei wurde eine Jubilar Ehrung durchgeführt. Geehrt wurden alle Mitglieder, die im Jahr 1921 bei der 100-jährigen Jubelfeier dabei waren. Neuenkirchens ältester Einwohner, Herr Gerhard Hopp, schoss im Jahr 1896 bei den Heithökern den Vogel ab, dieses jährte sich also 1961 zum 65. Mal. Gerhard Hopp, der in dem Jahr seinen 90. Geburtstag feiern konnte, war noch sehr rüstig und feierte auch das Schützenfest noch mit.


Das nächste größere Ereignis der Vereinsgeschichte ist das Jubelfest im Jahr 1971. Unter dem 1. Vorsitzenden Herbert Kuhs wurden Walter Schürmann mit seiner Ehefrau Helene das Königspaar und Walter Wiggers mit seiner Ehefrau Irmgard Kaiserpaar. Auf dem Schützenfest wurde der Jubelkönigin die „neue“ Damenkette, gestiftet von den Neuenkirchener Schützenvereinen, überreicht. Zum Festumzug hatten sich 40 Gastvereine mit rund tausend Schützen angemeldet.


Im Mai 1973 erhielt der Spielmannzug die Genehmigung von der Gemeinde auf den neuen Uniformen das Gemeinde Wappen zu verwenden.
Die nächsten Jahre verliefen so erfolgreich, dass man über ein festes Domizil mit Toilettenanlage und Geräthaus am Festplatz am „Dörper Berg“ nachdachte. Im Jahr 1985 legte man ein Sonderkonto an. In den nächsten Jahren wurde die Planung konkreter, und auch die Gemeinde stimmte der Vorlage zu. Auf der Generalversammlung 1990 wurde der Bau des Gerätehauses durch Eigenleistung beschlossen und auf dem Schützenfest 1992 erstmals genutzt. Mit einem kleinen Festakt wurde am 21.5.1994 die Fertigstellung gefeiert.
Ein großer Umbruch im Schützenverein war der Wechsel vom Saal ins Festzelt. Da der Abriss des Saales Jörling, wie es damals hieß, spätestens bis zum Jahr 1996 (dem Jubeljahr der Heithöker) anstand, beschloss man auf Wunsch vieler Vereinsmitglieder, schon im Jahre 1994 ein Festzelt an der Schießanlage am Dörper Berg aufzustellen. Dieses war kein Problem, da eine Toilettenanlage und ein Geräteraum ja schon vorhanden waren. Alfred Werning, zu dem Zeitpunkt Mitglied im Vorstand, erklärte sich bereit die Bewirtung zum Schützenfest zu übernehmen. Nun standen eine Menge Erkundigungen und Vorbereitungen an, da ja alles für den Festwirt und dem damaligen Vorstand Neuland war. Es war zwar alles mit sehr viel Aufwand verbunden, doch die Mühe hat sich gelohnt. Die Schützenfeste und letztendlich auch das Jubelfest wurden und sind auch heute noch ein voller Erfolg.


Königskette von 1919


Königskette von 1948


Aktuelle Königskette



Im Jahr 1996 feierten die Heithöker 175 Jahr Schützentradition und der Spielmannszug sein 75-jähriges Bestehen. Es wurden sieben Kilometer Fähnchen aufgehangen und fünf Festbögen aufgestellt und geschmückt. Der 1. Vorsitzende Rudi Wehmschulte begrüßte die 45 Gastvereine und Werner Cosse verlas das Grußwort der Schirmherrin Leni Fischer, die leider nicht anwesend sein konnte. Im Anschluss zog ein farbenfroher Umzug mit einer zum Jubelfest frisch renovierten Fahne durch die Neuenkirchener Straßen.
Auch in den letzten 25 Jahren ist im Heithoek viel passiert. Zum Schützenfest wurde ein gemeinsames Familien Frühstück nach dem Kirchgang eingeführt. So kann sich jedes Schützenmitglied gestärkt auf den Frühschoppen freuen. Seit mehr als 20 Jahre ist es nun schon Sitte das vor dem Frühschoppen alle ein Frühstück zu sich zu nehmen. Dieses Familienfrühstück hat sich zu einem festen Punkt im Schützenfestablauf entwickelt, den kein Schütze mehr missen möchte. Im Jahr 2000 saßen im Anschluss an die Generalversammlung noch einige Rentner beim Freibier zusammen, unter anderem auch Robert Kerkering. Dieser machte den Vorschlag, man möge sich doch des Öfteren treffen. Der Vorschlag wurde angenommen, es wurde auch sogleich der Zeitpunkt festgelegt. An jedem erstem Mittwoch im Monat, beginnend im April nächsten Jahres. Somit wurde die „Rentnerband vom Berge“ in einer Bierlaune geboren. Sie hat bis heute noch Bestand und ist zu einer festen Institution im Heithöker Schützenverein geworden. Schon einige Monate nach der „Gründung“ wurde dann entschieden, sich nicht nur „einfach so“ zu treffen, sondern es wurde festgelegt, dass die Schießanlage am Dörper Berg gepflegt und aufgewertet werden solle. Dazu wurden Aufgaben verteilt. Der Einsatz beginnt seitdem immer um 9:30 Uhr. Zur „Bürgermeisterstunde“ um 11 Uhr werden die Arbeitsgeräte wieder eingeschlossen. Danach bleibt immer noch etwas Zeit für ein Fachgespräch untereinander und einer Flasche Bier. Aber auch die Geselligkeit kommt nicht zu kurz, denn zu diesen Veranstaltungen gehören natürlich die „besseren Hälften“ dazu. Auch für das Jubelfest stehen die Rentner, dem Festausschuss und dem Vorstand, mit Rat und Tat zur Seite. Dieses Angebot wird auch mit Sicherheit angenommen, denn jeder weiß: Auf die „Rentnerband vom Berge“ ist Verlass.


2007 ehrte der Schützenverein „Männer der ersten Stunde“: Robert Kerkering, Alfons Fremming und Josef Lammers waren vor 60 Jahren auf der ersten Versammlung nach dem Zweiten Weltkrieg dabei.
Aber nicht nur auf die „Alten“ ist verlass, auch die „Jungen“ bringen sich ein. Im Jahre 2014 befasste man sich im Vorstand mit dem Problem der Verjüngung des Vereins, da hier die Altersstruktur doch sehr hoch war, aber der Verein auch in Zukunft noch lange Bestand haben soll. Nach einigen Vorschlägen und Diskussionen ging man folgenden Weg: Es wurden Jugendliche ab einem Alter von 16 Jahren angesprochen und eingeladen, zum Beispiel Söhne von Vereinsmitgliedern, deren Freunde und Bekannte aus dem Sportverein usw. Gleich im ersten Jahr feierten 16 Jungschützen mit, was für den kleinen Verein ein Riesenerfolg war. Sehr erfreulich war auch, dass diese Jugendlichen es sich nicht haben nehmen lassen in weißer Hose, Hut und Handstock anzutreten und mitzufeiern. Aus diesen 16 Jungschützen sind heute 15 aktive Vereinsmitglieder entstanden. Und die Entwicklung heute zeigt, dass der Verein damals den richtigen Weg eingeschlagen hat.
Leider musste der Schützenverein in den letzten 20 Jahren zweimal „die Koffer packen“, weil jeweils das Vereinslokal abgerissen wurde. Im Oktober 2001 musste der Vorsitzende Dieter Schmidt dem Verein mitteilen, dass das Vereinslokal Kerkering im nächsten Frühjahr abgerissen werden soll. Bei einer außerordentlichen Versammlung im Februar 2002 wurde dann den Schützen mitgeteilt, dass die Suche nach einer „neuen Bleibe“ erfolgreich war. Der Vorschlag des Vorstandes wurde einstimmig angenommen und somit wurden Paul und Anneliese Niehues nicht nur Fest-, sondern auch Vereinswirtepaar. Nach fast 20 Jahren war auch für den Vereinswirt Paul Niehues endgültig Schluss, er schloss sein „Landhaus - Brennerei Niehues“. Auch hier war der Vorstand mit dem Vorsitzenden Sascha Mühren erfolgreich, so dass aus der Festwirtin Hanne Schütte die Vereinswirtin wurde. So konnte man als Verein auch entspannt auf das Jubelfest hinarbeiten.


Kaiserkette


 Kette Silberkönig


Damenkette



Der Gesellschaftliche Stillstand ab März 2020 durch die Corona-Pandemie - ein Schicksal was alle Vereine, somit auch die Schützenvereine traf. Es gab in den Jahren 2020 und 2021 keine Schützenfeste im Heithoek, es wurden keine neuen Könige ermittelt. An der Tradition, am (eigentlichen) Schützenfestwochenende einen Kirchgang durchzuführen, hielt der Schützenverein allerdings auch während der Corona-Pandemie fest. Unter Beachtung aller Corona Regeln wurde eine Schützenmesse gefeiert und auch die Kranzniederlegen zur Ehrung der Gefallenen und Verstorbenen mit der Rede des Oberst fand statt. Ein Novum in der Vereinsgeschichte war, dass der Oberst Ralf Sandkötter aufgrund des Corona bedingten Ausfalls der Schützenfeste insgesamt drei Jahre in Folge die Gedenkrede hielt. Trotz ausgefallener Schützenfeste wurden zu den Schützenfestwochenenden im Heithoek die Flaggen von den Mitgliedern, als Zeichen ihrer Verbundenheit, gehisst.
Für September 2021 waren die zwei Heithöker Festwochenenden vorgesehen, die Planungen der Festausschüsse und Vorstände mit dem Festwirt waren so weit abgeschlossen. Die Jubelwochen sind nun im September 2022 nachgeholt worden.


Quellnachweis für Fotos und Textteile: 

Dies ist nur ein Ausschnitt aus der Gesamt-Chronik.

Sämtliche Nachweise sind in der schriftlichen Gesamt-Chronik des Schützenvereins hinterlegt und kann dort eingesehen werden.